Informatik-Student stellt Praxisarbeit zum Forschungsprojekt KLIPS vor

Ältere Menschen und Menschen mit chronischen Vorerkrankungen sind von der sommerlichen Hitzebelastung in der Stadt besonders betroffen. An sie hat der duale Informatikstudent Yannick Bernhardt-Aubron gedacht und im Rahmen seines Praxissemesters bei der Software AG eine App für kühle Wege entwickelt.

Die App ist zunächst ein Prototyp; die Idee entstand im Rahmen des Forschungsprojekts KLIPS. KLIPS steht für „KI-basierte Informationsplattform für die Lokalisierung und Simulation von Hitzeinseln für eine innovative Stadt- und Verkehrsplanung“. Dazu erfassen neu entwickelte Stadtklimasensoren Temperatur und Luftfeuchte. Eine KI ermittelt aus den Messwerten, wie sich die Temperatur in der Stadt verteilt. Eine Plattform – derzeit befindet sich die Entwicklung eines Demonstrators in der Endphase – gibt dann nicht nur in Echtzeit einen genauen Überblick über die aktuell auftretenden Hitzeinseln im Stadtgebiet, sondern bietet dank KI auch Prognosen bzw. Simulationen, wo in Zukunft Hitzeinseln auftreten werden.

Diese Darstellungs- und Abfragedienste können auch für weitere Anwendungen genutzt werden. Ein Beispiel für die Möglichkeiten der Dienste ist die Demo-App „Kühle Wege“. Sie wurde mit den Karten und Sensoren der Stadt Dresden realisiert, denn Dresden ist Pilotstadt im Forschungsprojekt.

Routing-Algorithmus schließt Hitzespots aus

Welchen Weg nehme ich, um Hitzespots zu vermeiden? Die App bietet eine einfache Orientierung. Ich starte mit dem Weg-Finder, dem Herzstück der App, und gebe Start- und Zieladresse ein. Oder ich klicke in die Karte und lege so die entsprechenden Orte fest. Jetzt berechnet der Routing-Algorithmus meine optimale und kürzeste Route und – das ist jetzt das Wichtigste – umgeht dabei die sogenannten Exclusion Zones, also die Hitzespots.

Ich kann auch beliebige Mobilitätsarten wählen, z.B. Fahrrad oder Rollstuhl. Je nach Mobilität wird die Route angepasst. Dann lege ich meine Route als Favorit fest und wähle sie schließlich aus.

Die App ist sehr speichersparend und läuft bisher auf jedem Android-Gerät. Eine IOS-App ist möglich, aber noch nicht realisiert.

Potential für weitere Städte

Und wenn ich im Sommer kühle Wege in einer anderen Stadt suchen möchte? Prinzipiell kann die Demo-App in jeder Stadt genutzt werden. Es gibt nur einen Haken in der Forschungsphase: Die Stadt müsste über die KLIPS-Infrastruktur mit allen Sensoren und Karten verfügen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber die App zeigt deutlich, welches Potenzial in den KLIPS-Diensten steckt. Und warum sollte KLIPS in Zukunft nicht auch auf andere Städte ausgeweitet werden? Die Sommer werden sicher nicht kühler und KLIPS könnte kommunale Hitzeaktionspläne hervorragend unterstützen.